Zweifarbfledermaus im Kreis Lippe
Mit ihrem von silbrigen Haaren durchzogenem Rückenfell, das einen starken Kontrast zum schwarzen, oft von gelblichen Haarpartien umrahmten Gesicht bildet, ist die Zweifarbfledermaus sicherlich unsere schönste Fledermausart.
Allerdings tritt sie in NRW nur selten während der Zugzeiten oder im Winter auf. Am häufigsten wird sie im Ruhrgebiet und in der Rheinschiene nachgewiesen. Hier findet die ursprüngliche Felswand-Bewohnerin zahlreiche Hochhaus-Fassaden, deren Spaltenquartiere sie zur Überwinterung nutzt. Fortpflanzungsgemeinschaften sind in NRW noch nicht entdeckt worden.
Die von der Zweifarbfledermaus bevorzugten Spaltenquartiere an (oft) hohen Gebäuden sind nicht zu kontrollieren. Deshalb wird sie in der Regel nur bemerkt, wenn sie an ungewöhnlichen Orten kurzfristig “übertagt” und zufällig gefunden wird.
Dementsprechend werden viele durch den Kreis Lippe ziehende Zweifarbfledermäuse einfach “übersehen”. Häufiger sind akustische Nachweise durch BatDetektoren. Da die Rufe jedoch große Ähnlichkeiten mit anderen Arten haben, sind diese Hinweise auf rufende Zweifarbfledermäuse zumeist unsicher.
In den letzten 25 Jahren sind uns nur 5 sichere Nachweise der Zweifarbfledermaus im Kreis Lippe bekannt geworden. Woher diese Durchzügler kommen und wohin sie fliegen, ist unbekannt. Es gibt aber Hinweise darauf, dass der Kreis Lippe nicht nur Transitland für diese hübsche Fledermausart ist.
Hinweise auf Überwinterungen im Kreis Lippe
Zweifarbfledermäuse sind im Winterquartier nicht nur ausgesprochen Kälte tolerant. Ähnlich wie Zwergfledermäuse ertragen sie in ihren nur wenig gepufferten Fassadenquartieren auch ansteigende Temperaturen. Balzende Zwei-farbfledermäuse können in den ersten Wintermonaten beobachtet werden, wenn sie rufend hohe Gebäude umfliegen.
Es ist bezeichnend, dass der erste Nachweis der Art im Kreis Lippe am 12. März 2006 am Klinikum Lippe-Detmold erfolgte. In dem 10-12 stöckigen Gebäude war ein Männchen vermutlich durch ein gekipptes Fenster in ein Badezimmer des zweiten Stockwerkes eingeflogen.
Jahreszeitlich noch früher liegt der Nachweis vom 21. Februar 2025. Diesmal wurde ein vermutlich in der vorhergehenden Nacht mit einem Auto kollidiertes Weibchen auf der Luerdisser Straße nördlich von Lemgo gefunden. Auch wenn nach einer einwöchigen Frostperiode die Temperaturen wieder angestiegen waren, erscheint es unwahrscheinlich, dass sich das Tier bereits auf dem Heimzug befand. Es könnte also gut sein, dass im Kreis Lippe Zweifarbfldermäuse überwintern.
Zufall oder Trend?
Nach dem Erstnachweis dauerte es 12 Jahre bis zum nächsten Fund auf einem Balkon in der Detmolder Innenstadt. Bereits ein Jahr später legte eine Katze eine noch lebende Zweifarbfledermaus auf einer Haustürschwelle bei Hummerbruch (Extertal) ab. Inzwischen scheint es so, als könnten wir alle 1 bis 2 Jahre mit einem Nachweis rechnen. Allerdings sind wir dabei immer auf Zufallsfunde angewiesen. So erfolgte der Nachweis am 23.08.2023 bei Oesterholz bei Dachsanierungsarbeiten.
Verblüffend ist, dass 4 der 5 gefundenen Tiere entweder unmittelbar oder nach kurzer Pflege wieder freigelassen werden konnten. Bleibt zu hoffen, dass wir noch von vielen Funden lebender (!) Tiere berichten können.