Nichts ist beständiger als der Wandel
Seit Juni 2015 fließt die Emmer durch die neu erbaute Umflut am Schiedersee. Hierdurch können erstmals seit dem Anstau des Sees die typischen Fischarten sauerstoffreicher, sommerkühler Fließgewässer wieder flussaufwärts schwimmen. Zugleich wird ein Großteil der von den Ackerflächen im Einzugsgebiet der Emmer abgeschwemmten Sedimente nun um den Stausee herumgeleitet.
Die Tiere im Wasser sieht man nicht.....
Nicht nur im Bereich der Fischökologie, auch bei der Besiedelung mit Wasserpflanzen sind positive Entwicklungen zu erwarten. Entscheidend hierfür sind u.a. der wieder natürliche Geschiebetransport auf der Flussbettsohle und die Verbesserung der Gewässergüte, weil das Flusswasser nun nicht mehr im See erwärmt und mit Nährstoffen angereichert wird.
Allerdings werden die Spaziergänger und Erholungssuchenden hiervon recht wenig bemerken.
Dynamische Vegetationsentwicklung im neuen Auenbereich
Unübersehbar ist dagegen die schnelle Entwicklung der Pflanzen in der gestalteten Aue. In Abhängigkeit von dem Baufortschritt und dem Alter der neu profilierten Auenbereiche kann man gegenwärtig deutlich unterschiedliche Pflanzenaspekte beobachten.
Weiden-Aspekt
In den ältesten Bereichen in Höhe des Restaurants Seeterassen dominieren bereits jetzt junge Weidenschösslinge. Mit mehr als 40 Exemplaren pro Quadratmeter werden die schnell aufwachsenden Weiden bald einen dichten Bestand bilden und die niedrigen Blütenpflanzen sehr schnell verdrängen. Das Ende der Entwicklung wäre dann ein typischer Weiden-Auenwald in den allmählich dann auch Erlen eindringen werden.
Winterkressen-Aspekt
Die Winterkresse - auch Barbarakraut genannt - ist die dominierende Pflanze der nächst jüngeren Abschnitte. Das satte Gelb ihrer Blüten ist vor allem im Bereich des ehemaligen Schiffs-Liegeplatzes prägend für die neu gestaltete Aue. Zwischen dem hochwüchsigen Barbarakraut liegen oft noch freie Rohboden-
bereiche. In Teilbereichen dringen aber auch hier bereits Weiden oder hochwüchsige Gräser ein.
Moosbedeckte Rohböden
Jüngere Rohbodenflächen leuchteten im Mai und Juni in intensiven Rot-Tönen. Ursache sind ausgedehnte bereits fruchtende Moosrasen. Bestandsbildend ist hier das Echte Drehmoos (Funaria hygrometrica), eine Pionierart die schnell nährstoffreiche, gestörte Standorte besiedeln kann. Auf den frisch planierten Sedimentböden der neuen Aue findet dieses Moos vorübergehend ideale Bedingungen vor. Bis zum Eindringen höherer Pflanzen bieten diese Freiflächen dem Flussregenpfeifer und seinen Jungen ideale Nahrungsbereiche.
Frische Rohböden
Wie geht es weiter?
Im Verlauf der natürlichen Sukzession werden die heutigen Freiflächen sehr schnell von Pflanzen bedeckt werden. Hierbei werden am Ende die Gehölze dominieren und offene Aspekte werden stark zurück gehen. Zahlreiche Pionierpflanzen der "ersten Stunde" werden schnell wieder verschwinden.
Für die Arten- und Strukturvielfalt werden dann die Hochwasserwellen der Emmer sorgen. Sie wird sich unabhängig von dem vorprofilierten Gerinne in den vorgegebenen Grenzen ihren eigenen Lauf suchen.