Tatort Schlehengebüsch

Forensische Methoden bei der Suche nach Schmetterlingsraupen

In der Regel achten wir bei der Erfassung von Schmetterlingen auf die auffälligen Falter. Dabei ist es oft viel wichtiger zu wissen, wo die Raupen leben und wo die Eier abgelegt werden. Diese Stadien sind aber gut getarnt und nur schwer zu finden. 

Allerdings können die Raupen einiger Arten, insbesondere die des unauffälligen Pflaumen-Zipfelfalters (Satyrium pruni), - zur richtigen Jahreszeit und am richtigen Ort - verblüffend einfach mit UV-Licht gefunden werden. 

Eifrigen Krimi-Zuschauern wird die Methode bekannt vorkommen, da auf ähnliche Weise z.B. Blutspuren an Tatorten sichtbar gemacht werden.

UV oder Ultraviolettstrahlung - eigentlich unsichtbar

UV-Strahlen sind energiereiche elektromagnetische Wellen mit kürzeren Wellenlängen (< 380 Nanometer), als das für den Menschen sichtbare Licht. Wir können Objekte nur sehen, wenn sie die Strahlung des Sonnenlichtes oder einer künstlichen Lichtquelle reflektieren und diese Strahlen dann auf unsere Netzhaut im Auge treffen. Da durch Absorption Energie verloren geht, können reflektierte UV-Wellen in den für uns sichtbaren energieärmeren Bereich verschoben werden. Ausschließlich mit UV-Licht bestrahlte Objekte werden hierdurch für uns sichtbar und scheinen ultraviolett zu leuchten. Dieser Effekt wird als Fluoreszieren (zurück strahlen) bezeichnet, ist aber nur wahrnehmbar, wenn - wie bei Schwarzlichtlampen - durch Filter die übrigen Wellenlängen des sichtbaren Spektrums ausgeschaltet werden.

In der Nacht, ohne den störenden Einfluss des Sonnenlichtes, reflektiert das in Pflanzen enthaltene Chlorophyll bei einer UV-Bestrahlung ein violett-rötliches Licht. Da grüne Pflanzen dann rötlich erscheinen, fällt eine grüne Schmetterlingsraupe, die ja kein Chlorophyll hat, viel eher auf! Abgesehen von diesem passiven Effekt können bestimmte Objekte in Abhängigkeit von den Verschiebungen der reflektierten Wellenlängen in unserer Wahrnehmung regelrecht aufleuchten. 

Effektive Suchmethode

Der Nachweis der Raupen des Pflaumen-Zipfelfalters mit UV-Licht ist deutlich effektiver als die Suche nach den nur kurze Zeit und bei passender Witterung fliegenden Faltern, die zudem schlecht einsehbare höhere Bereiche alter Hecken bevorzugen. 

So konnten wir die Art - dank der Findigkeit von Michael Derra - an Hecken am Kirchberg bei Lügde nachweisen, an denen wir bislang keine Pflaumen-Zipfelfalter beobachtet hatten. Wir hoffen, dass wir die Art bei konsequenter Suche auch in anderen wärmegetönten Bereichen des Kreises Lippe nachweisen können.

Leider ist der Effekt bislang nur bei einer überschaubaren Zahl heimischer Arten festgestellt worden. Oft sind es behaarte Raupen, die durch fluoreszierende Haarspitzen auffallen oder grüne Raupen, wie die des Schneckenspinners und wenige andere Arten. 

 

Welchen Sinn hat die Floureszenz?

Evolutionär gesehen ist die Methode nicht neu. Im Gegensatz zu uns können viele Insekten, aber auch Vögel und kleinere Säugetiere ultraviolettes Licht wahrnehmen. Blütenpflanzen leiten Hummeln und Bienen durch UV-Licht reflektierende Saftmale in das Zentrum ihrer Blüten, Kleinsäuger markieren ihr Wegesystem mit UV reflektierendem Harn und einige Vögel und Insekten können so den Reifegrad von Früchten abschätzen, Geschlechter erkennen und diese Fähigkeit z.T. auch zur Navigation nutzen.

Auch wenn in den dargestellten Funktionskreisen der biologisch-evolutionäre Sinn relativ klar erscheint, bleibt die Frage, warum denn nun gerade die Raupe des Pflaumen-Zipfelfalters fluoresziert? 

Eigentlich sollte sie ja für Fressfeinde und neugierige Schmetterlingsforscher möglichst unsichtbar bleiben!

Wir haben bislang keine Antwort auf diese Frage gefunden. Möglicherweise hat die Reflektion in diesem Fall gar keinen tieferen Sinn - eventuell stört sie einfach nur nicht, weil UV-Lichtquellen in der Nacht bislang keine Rolle gespielt haben und nachtaffine Schmetterlingsforscher erst seit wenigen Jahrzehnten UV-Licht einsetzen.

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