Bergfinken Invasion im Kreis Lippe



Aufmerksame Naturbeobachter haben schon vor dem Jahreswechsel der NABU-Gruppe Blomberg von großen Bergfinken-Schwärmen in den Wäldern rund um Blomberg berichtet.
Diese nördlichen Verwandten unseres Buchfinken brüten in Skandinavien und weiter im Osten bis Kamtschatka. Brutgebiet und Winterquartier der Bergfinken sind deutlich voneinander getrennt. Sie weichen den strengen Wintern in Skandinavien und Osteuropa aus. Wenn der Schnee in ihren Brutgebieten die auf dem Boden liegenden Bucheckern und andere Sämereien bedeckt, ziehen sie nach Süd- oder Westeuropa.
Vagabunden auf Reisen
Im Vergleich zu anderen Zugvögeln lassen es Bergfinken gemächlich angehen. Bei günstigem Nahrungsangebot - also vielen auf dem Boden liegenden Bucheckern-Samen - verweilen sie längere Zeit und können bei uns je nach Nahrungsverfügbarkeit von Ende September bis in den April hinein beobachtet werden.
In diesem Winter sind die Bedingungen bei uns besonders günstig, da wir im letzten Sommer / Herbst eine außerordentlich reiche Buchenmast hatten, so dass der “Tisch” für diese hübschen Finkenvögel derzeit besonders reich gedeckt ist. Während die Nahrungssuche auf dem Waldboden recht still und unauffällig erfolgt, sind die großen durch die Baumkronen ziehenden Schwärme kaum zu übersehen und zu überhören.
Der lippische Südosten und das angrenzende Weserbergland mit seinen ausgedehnten Buchenwäldern gehören zu den bevorzugten Winter-Rastgebieten der Bergfinken. Alljährlich werden hier immer wieder große Ansammlungen festgestellt. Gerade aktuell sind die Chancen, bei uns Bergfinken-Schwärme zu beobachten, besonders günstig.
Naturschauspiel Massenschlafplatz
Ein besonderes Schauspiel findet jedoch in der Regel eher unbeobachtet statt. Zu Zeiten von Masseneinflügen kommen die tagsüber in der Region verteilt auf Futtersuche durch die Wälder ziehenden Bergfinken-Schwärme in der Dämmerung an einem gemeinsamen Schlafplatz zusammen. Hier können sich dann zeitweilig über 100.000 bis zu 1 Million Bergfinken zusammenfinden. Da diese Schlafplätze meistens abgelegen mitten in großen Wäldern und fernab von Wohngebieten liegen, ist dieses Schauspiel bislang nur wenigen vergönnt gewesen.
Trotz intensiver Suche der Mitglieder der NABU-Gruppe Blomberg und Fotografen der NABU-Naturfoto-Arbeitsgruppe der Biologischen Station Lippe um Rüdiger Haase ist es bisher nicht gelungen, den im Raum Blomberg / Schieder vermuteten Schlafplatz auszumachen.
Da aber offensichtlich noch genügend Bucheckern übrig geblieben sind, scheinen die Bergfinken weiter bei uns zu verweilen. Auch in den ersten 2 Januarwochen wurden in der Dämmerung mehrere Schwärme von insgesamt etwa 10.000 Vögeln beobachtet. Also: Augen auf ! Vielleicht haben Sie ja das Glück, dieses einmalige Naturschauspiel zu erleben.
Wer nicht unbedingt im Dunkeln durch kalte Winterwälder stapfen möchte, sollte an der Winterfütterung im Garten auf Bergfinken achten. Da werden zwar keine Schwärme einfallen, aber der ein oder andere nordische Gast kann dort jederzeit auftauchen.
Darstellung der beobachteten Truppgrößen der Bergfinken in den Wintern der Jahre 2020-2025
(Quelle: Ornitho.de, abgerufen am 12.01.2025)
Im Hintergrund die Grenzen der Bundesländer.
Die Bergfinkenkonzentrationen in den Buchenwäldern der Mittelgebirge im Osten und Südosten von NRW und in den angrenzenden Waldlandschaften zeichnen sich deutlich ab. Der Südosten des Kreises Lippe gehört hierbei mit zu den besonders vom Bergfinken bevorzugten Räumen.