Umsiedlung der Kreuzkröte


Schutzmaßnahme in Bad Salzuflen für eine bedrohte Amphibienart

 

In den vergangenen Wochen hat die Biologische Station Lippe gemeinsam mit engagierten Ehrenamtlichen eine besondere Artenschutzmaßnahme durchgeführt: In einer ehemaligen Sandabgrabung bei Hölsen, einem Ortsteil von Bad Salzuflen, wurden Kreuzkröten (Bufo calamita) eingesammelt und in ein neues, für sie geeignetes Habitat im Naturschutzgebiet „Rethlage“ umgesiedelt. Die Aktion erfolgte in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe, der Bezirksregierung Detmold sowie den Flächeneigentümern und Betreibern der Abgrabungen.

 

Eine besondere Art mit besonderen Ansprüchen

Die Kreuzkröte gehört zu den streng geschützten Amphibienarten in Deutschland. Ihre Bestände sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Als Pionierart bevorzugt die Kreuzkröte offene, vegetationsarme Lebensräume mit temporären, sonnenexponierten Kleingewässern zur Fortpflanzung – Bedingungen, die heutzutage in der freien Landschaft nur noch selten zu finden sind.

Kreuzkröten sind vor allem dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich in selbst gegrabenen Erdlöchern oder unter Steinen und Totholz. Anders als viele andere Amphibienarten sind sie dabei nicht dauerhaft auf feuchte Umgebungen angewiesen. Entscheidend für ihren Fortbestand sind jedoch geeignete Laichgewässer: flache, sonnige Tümpel oder Pfützen, die sich im Frühjahr durch Niederschläge bilden und bis zur Entwicklung der Kaulquappen bestehen bleiben. Ein Trockenfallen der Gewässer im Anschluss daran ist sogar insofern erwünscht, als dass die Gewässer dann in der Regel frei von Fischen sind, die den Laich oder die Kaulquappen der Amphibien fressen. Die Kreuzkröte ist sehr mobil und kann mehrere hundert Meter bis zu geeigneten Laichplätzen zurücklegen – dafür benötigt sie jedoch durchlässige Landschaften ohne Barrieren wie stark befahrene Straßen oder dichte Bebauung.

Ironischerweise haben Kreuzkröten in den letzten Jahren häufig in sogenannten Sekundärlebensräumen, wie etwa Kies- und Sandgruben, einen Ersatzlebensraum gefunden. Diese hochgradig vom Menschen geprägten und geschaffenen Gebiete bieten der Art zeitweise ideale Bedingungen: freie Flächen, wenig Vegetation, und regelmäßig entstehende Pfützen oder kleine Tümpel. Der Haken an der Geschichte: wird die Abgrabung beendet und im Anschluss verfüllt, verschwindet der Lebensraum – und damit auch wieder die Tiere.

 

Gefährdung durch Habitatverlust

Genau der Fall ist auch in der Abgrabung in Hölsen eingetreten, die sich aktuell in der Verfüllung befindet. Umgeben von landwirtschaftlich genutzten Flächen und stark befahrenen Straßen haben die Kreuzkröten keine Möglichkeiten in andere geeignete Bereiche auszuweichen. 

Aufgrund der besonderen Verantwortung für diese, bei uns seltene Amphibienart, von der es in Lippe nur vier bekannte Vorkommen gibt, wurde eine Umsiedlung in die Wege geleitet. Um den Tieren eine langfristige Perspektive zu geben und den Verlust der Population zu vermeiden.  

An mehreren Abenden sammelten Mitarbeitende der Biologischen Station gemeinsam mit Freiwilligen zahlreiche Tiere ein – sowohl erwachsene Kreuzkröten, als auch Jungtiere und Laich. Die Tiere wurden anschließend in das Naturschutzgebiet „Rethlage“ gebracht, das ebenfalls ehemalige Abgrabungsgewässer umfasst, die jedoch langfristig für den Naturschutz gesichert wurden.  Hier finden die Kreuzkröten geeignete Fortpflanzungsgewässer und offene Bodenstellen – Bedingungen, die ihrem ursprünglichen Lebensraum möglichst nahekommen. 

Die Maßnahme wird auch in Zukunft weiter naturschutzfachlich begleitet und dokumentiert, um Rückschlüsse auf den Erfolg der Umsiedlung ziehen zu können.

Wir bedanken und bei allen Beteiligten für die Unterstützung!

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