Sanierung historischer Tränken im Teutoburger Wald

Der Teutoburger Wald ist arm an Still- und Fließgewässern, da die Niederschläge in den klüftigen Gesteinen und in den mit Flugsanden aus der Senne bedeckten Tälern und Hängen schnell versickern. Deshalb wurden im 17. Jahrhundert im lippischen Teil des Teutoburger Waldes zur Versorgung der Senner Pferde des lippischen Fürstenhauses und des zur Waldweide getriebenen Viehs "Himmelsteiche" als Tränken angelegt.

Hierzu nutzte man natürliche Geländevertiefungen, die mit einer undurchlässigen Schicht aus Lehm abgedichtet und anschließend durch Niederschläge gefüllt wurden. Diese vom Menschen in einer an sich wasserarmen Landschaft künstlich angelegten Gewässer entwickelten sich zu wertvollen Lebensräumen.

Da die Himmelsteiche mit der Einstellung der Hudewirtschaft und der Aufgabe der Freilandhaltung der Senner Pferde ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatten, wurden sie im 20. Jahrhundert nicht mehr unterhalten und weitgehend vergessen. Mittlerweile sind sie verlandet, mit Fallaub gefüllt oder aufgrund von Rissen in der Lehmschicht trocken gefallen und oft kaum noch zu erkennen. In der Folge sind viele Arten verschwunden, die für diese mitten im Wald liegenden Kulturlandschaftslebensräume typisch waren.

Wiederherstellung historischer Kulturlandschaftslebensräume

Seit dem Jahr 2007 wurden in Zusammenarbeit mit Revierförster Windmann von der Fürstlichen Forstverwaltung mit der Unterstützung des Kreises Lippe, der Sparkasse Paderborn-Detmold und der Adolf-Deppe-Stiftung drei historische Tränken wieder hergestellt.

Die sanierten Himmelsteiche liegen weit abseits der Wege bei Hartröhren (2007), auf dem Mettelnkopf (2014) und der Honei (2016).

 

Himmelsteich

Wie der Name schon andeutet, werden Himmelsteiche ausschließlich von Regenwasser gespeist. Sie haben keinen Anschluss an das Grundwasser und keine zuführenden Fließgewässer oder Gräben. Dadurch sind sie in ihrer Wasserhaltung direkt abhängig von der Niederschlagsverteilung und fallen in der Regel jedes Jahr trocken. Da sie deshalb nicht von räuberischen Fischen besiedelt werden, sind sie wichtige Fortpflanzungsgewässer für Amphibien und Libellen. Allerdings haben nur Arten eine Chance, die ihre Entwicklung bis zum vorübergehenden Abtrocknen abgeschlossen haben oder aber die Trockenphasen überdauern können.

Angesichts der abseitigen Lage der Tränken, der Entfernung zu geeigneten Lehmvorkommen und den damaligen technischen Möglichkeiten haben die Erbauer der historischen Tränken eine ungeheure Arbeits- und Transportleistung erbracht.

Durchführung

Im Vergleich zu naturfernen Folienteichen sind mit Lehm abgedichtete Teiche aufwändiger anzulegen. Entscheidend ist eine ausreichende Stärke und Verdichtung der eingebauten Lehmschicht. Bei der Profilierung der Geländemulde auf dem Mettelnkopf wurde über dem dicht an der Erdoberfläche anstehendem klüftigen Kalkgestein eine alte 30-40 cm mächtige Lehmschicht festgestellt. Da mit moderner Technik die Verdichtung einfacher ist, wurden nach der Entschlammung und Profilierung der Mulden neue nur rund  20-30 cm dicke Lehmschichten eingebaut. Der Einbau reichte bis auf die ansteigenden Uferwällen hinauf. Ergänzend wurden von Revierförster Windmann die Uferwälle von Bäumen freigestellt. Abgesehen von der hierdurch erreichten besseren Belichtung des Gewässers, führen Wurzeln, die sich durch die Lehmschichten bohren, schnell zu Undichtigkeiten.

Danksagung

Wir danken dem Kreis Lippe, der Sparkasse Paderborn-Detmold, der Adolf-Deppe Stiftung  und dem Lippischen Fürstenhaus für die großzügige finanzielle Unterstützung dieser Naturschutzmaßnahmen und für die unkomplizierte Zusammenarbeit. Ein herzlicher Dank gilt auch Herrn Jürgen Windmann für die stetige Begleitung und Unterstützung dieser Projekte.

 

Also alles gut?

Leider nein. Natürlich wirken sich die immer trockener werdenden Frühjahre und Sommer auch auf den Wasserhaushalt der Himmelsteiche aus. Auch wenn sie perfekt abgedichtet sind, verlieren sie bei hohen Temperaturen und ausbleibenden Niederschlägen zu schnell das Wasser. Feuchte Frühjahre sind besonders wichtig.

Ein anderes Problem ist die hohe Wilddichte. Natürlich sind diese Oasen gerade in Trockenzeiten ein besonderer Anziehungspunkt. Die Wühltätigkeit von Wildschweinen, Hirschen und Rehen unde ihre Ausscheidungen führen bei besonders belasteten Teichen mit steigenden Temperaturen zu Algenblüten.

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