NSG Schwalenberger Wald

Gebietsbeschreibung

Das 2924 ha große NSG umfasst das bis auf 446 m üNN ansteigende Bergmassiv des Schwalenberger Waldes einschließlich des im Süden vorgelagerten Salkenbruches. Innerhalb des NSG liegen die FFH-Gebiete Salkenbruch (DE-4121-301, 283 ha) und das zu einem geringen Teil auf den angrenzenden Kreis Höxter übergreifende FFH-Gebiet Schwalenberger Wald (DE-4121-302, 2726 ha). Die plateauartige Kuppe des Schwalenberger Waldes wird von basenarmen Sandsteinen des Oberen Keuper gebildet. Aufgrund von zwischengelagerten Tonschichten neigen die Böden zu Staunässe. Hier entwickelten sich kleinflächig Moorböden. Auch wenn es ein typisches Hochmoor auf dem Mörth nie gegeben hat, kommen hier gleichwohl bis heute typische Tier- und Pflanzenarten von Moorrandbereichen vor. Das  Salkenbruch im geologischen Senkungsbereich des Falkenhagener Liasgrabens wird durch Quellbäche mit begleitenden Erlenwaldgesellschaften und inselartig in den Wald eingebettetes Feuchtgrünland charakterisiert. Ausschlaggebend für die Meldung als FFH-Gebiet sind Ausdehnung und Ausbildungsgrad der Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwaldgesellschaften und die Vorkommen FFH relevanter Tierarten, wie Hirschkäfer, Kammmolch, Große Moosjungfer, verschiedener Fledermausarten und zahlreicher Arten der Vogelschutzrichtlinie.

Tier- und Pflanzenarten

Der kaum von Verkehrswegen durchschnittene Waldkomplex wurde frühzeitig wieder von der Wildkatze besiedelt. In den Eichen-Buchenmischwäldern an den Unterhängen lebt eine größere Population des Mittelspechtes. Insgesamt können im NSG mit Schwarz-, Grün-, Bunt- und Kleinspecht sowie dem unbeständig auftretenden Grauspecht 6 Spechtarten beobachtet werden. Die sauren Stillgewässer im Kuppenbereich des Schwalenberger Waldes beherbergen große Molchpopulationen (u.a. Kamm-, Berg- und Fadenmolch) sowie eine für gestörte Randbereiche von Mooren typische Libellenfauna mit zahlreichen in NRW gefährdeten Arten (u.a. Moosjungfern, Torf-Mosaikjungfer, Speer-Azurjungfer, Kleine Binsenjungfer). In den zahlreichen Quellbächen kommen Feuersalamander und Gestreifte Quelljungfer vor. Aus der Fülle der vorhandenen Pflanzenarten seien hier stellvertretend Feuchte liebende Arten, wie Sumpfbaldrian, Geflecktes Knabenkraut, Bärlappe, Zwiebelbinse und Sumpfveilchen erwähnt.

Gebietsmanagement

Seit 1994 haben wir umfangreiche Daten zur Tier- und Pflanzenwelt des Schwalenberger Waldes erhoben.

 

Sanierung und Anlage von Artenschutzgewässern

Aufgrund der hohen Niederschläge, des geringen Gefälles und der im Untergrund anstehenden stauenden Tonschichten bietet das Plateau des Schwalenberger Waldes ideale Bedingungen zur Anlage von Teichen. Spätestens mit dem Betrieb einer Ziegelei auf dem Mörth (1790 bis 1850) dürften in abgegrabenen Tonkuhlen und kleinen Torfstichen Kleingewässer entstanden sein. Zu den ältesten erhaltenen Stillgewässern gehört der 1954 angelegte Seerosenteich. Nachdem die Forstabteilung des Landesverbandes Lippe 1977 im östlichen Kuppenbereich des Mörthes drei Artenschutzgewässer angelegt hatte, erfolgt seit 1996 in Zusammenarbeit vonLandesverband Lippe, Kreis Lippe, Naturpark Teutoburger Wald, Adolf-Deppe Stiftung und Biologischer Station Lippe mit Unterstützung des Landes (BR Detmold) eine stetige Verdichtung des Gewässernetzes. So konnte in den letzten Jahrzehnten eine große Bandbreite in Struktur und Alter stark differierender Gewässertypen auf dem Mörth geschaffen werden.

Als sogenannte "Himmelsteiche" werden diese Gewässer ausschließlich durch Regenwasser gespeist. Sie haben keine Zuflüsse und sind deshalb - abgesehen von den durch Luftverschmutzung verursachten Einträgen - nährstoffarm. Charakteristisch für die Stillgewässer auf den basenarmen Ton-Sandstein-Böden des Mörthes ist das dunkle, huminstoffreiche, saure Wasser. Da auch Himmelsteiche im Laufe der Jahre allmählich verlanden und dieser Prozess durch den Klimawandel (höhere Verdunstung, weniger Niederschläge im Sommer) zunehmend beschleunigt wird, müssen zur Erhaltung dieser Lebensräume immer wieder Gewässer saniert und/oder das bestehende Gewässernetz durch Anlage neuer Mulden verdichtet werden.

Hierdurch konnte die Zahl der vom Kammmolch besiedelten Gewässer und die Populationsgröße deutlich gesteigert werden. Ein im Jahr 2006 angelegtes Gewässer beherbergt heute das Hauptvorkommen der Großen Moosjungfer im Schwalenberger Wald.

Buchenanreicherung auf dem Mörth

Auf Initiative des Landesverbandes Lippe wurden in den Jahren 2020 und 2021 in Zusammenarbeit mit der Euwatec gGmbH auf den vom Borkenkäfer geschädigten und freigestellten Flächen auf dem Mörth in bereits mit Nadelhölzern bepflanzten Aufforstungsflächen junge Buchen eingebracht. Hierzui wurden in benachbarten Beständen aus Naturverjüngung hervorgegangene Buchensämlinge geworben und in die Lücken der fertig gestellten Forstpflanzungen gesetzt. Hierdurch können sich insgesamt stabilere Mischbestände entwickeln.

Weitere Maßnahmen

Der Riesen-Bärenklau, eine invasive Pflanzenart, hat in der Umgebung des ehemaligen NATO-Geländes auf dem Mörth Wegränder und Störflächen besiedelt. In Teilbereichen erfolgt hier eine regelmäßige Bekämpfung, gleichwohl ist eine dauerhafte Zurücvkdrängung dieser Art in dem steinigen Gelände kaum möglich. Zum Erhalt des letzten Orchideen-Vorkommens im Grünland des Salkenbruches wird eine kleine Fläche jährlich einmal in Handarbeit von unserern Freiwilligen und Anleitern gemäht. Mit Unterstützung durch das Ehrenamt betreuen wir zudem einen Amphibienschutzzaun im Kontaktbereich zum Schiedersee. 

Aktuelle Entwicklungen

 

ELER-Maßnahme: Vernetzung und Revitalisierung von Artenschutzgewässern im FFH-Gebiet "Schwalenberger Wald"

Mit EU-Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und Mitteln des Landes NRW und des Kreises Lippe konnten im Oktober 2019 drei Maßnahmen umgesetzt werden. Hierbei handelte es sich um die Anlage eines Artenschutzgewässers auf der Honede, die Sanierung des zunehmend trockenfallenden Seerosenteiches und die Entschlammung eines vorhandenen  Kleingewässers auf der Kuppe des Mörthes. Die benötigten Flächen wurden von der Forstverwaltung des Landesverbandes Lippe entschädigungsfrei zur Verfügung gestellt. Antragsteller war der Kreis Lippe, Planung und Bauleitung wurden von der Biologischen Station Lippe durchgeführt.

 

Kooperation

Für die Unterstützung bei den verschiedenen Maßnahmen danken wir den Mitarbeitern des Landesverbandes Lippe (Frau Hoffmann, Frau Reckefuß, Herr Schierholz), dem Kreis Lippe (Herrn Omilian und die Mitarbeiter der Vergabestelle)  und den Mitarbeitern der Bezirksregierung Detmold (Frau Caspersmeier, Frau Rüther).

 

Literatur

  • Füller, M. (1996): Das Mörth. Geschichte eines lippischen Hangmoores. Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 65, S.341-357.
  • Füller, M. (2010): Zur Herpeto- und Libellenfauna des NSG Schwalenberger Wald. Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 79, S.257-297.
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