Ringelnatterverbreitung

im Kreis Lippe

Der natürliche Lebensraum der Ringelnatter sind Auenlandschaften. Das Verbreitungsbild in NRW ist jedoch recht lückig geworden. Ursache hierfür sind die Zerstörung unserer Auen und die zunehmende Zerschneidung der Landschaft. Im Kreis Lippe galt die Art als ausgestorben, da historische Angaben nicht bestätigt werden konnten. Der Nachweis der Ringelnatter ist jedoch nicht einfach, so dass vor allem kleine Restvorkommen leicht übersehen werden.

In ihrer natürlichen Umgebung sind Ringelnattern nur schwer zu beobachten. Mit ihrer geringen Größe und geschützt durch ihre Tarnfarben verschwinden sie in der Vegetation. Sonnenplätze liegen zumeist benachbart zu Gebüschen, in die sich die aufgeschreckte und voll erwärmte Schlange bei Gefahr schnell zurückziehen kann. Für langsame Fußgänger reicht dieses Fluchtverhalten allemal aus.

Die Geschichte einer Wiederentdeckung

Eine Zeitungsmeldung Mitte der 1990er Jahre über eine nahe der lippischen Grenze in Bad Pyrmont überfahrene Ringelnatter, war bis zum Jahr 2011 der letzte uns bekannte Nachweis dieser hübsch gezeichneten Schlangenart in der Region. Abgesehen von der Senne liegen regelmäßige Nachweise der Art nur aus der Umgebung der Weser vor. Folgerichtig wird die Ringelnatter auf der aktuellen Roten Liste als stark gefährdet, im Naturraum Weserbergland sogar als vom Aussterben bedroht eingestuft. 

"Man müsste mal genauer nachforschen..." haben wir des öfteren gesagt, aber wie so oft wäre es bei dem Vorsatz geblieben, wenn nicht Herr Diether Tiemann aus Lügde die Initiative ergriffen hätte. Im August 2011 war es dann soweit - eine Ringelnatter war an einem südexponierter Waldrand auf den Muschelkalkhöhen des Pyrmonter Talkessels fotografiert worden. Als wechselwarme Tiere bevorzugen Ringelnattern wärmebegünstigte Lebensräume und besiedeln so auch sonnenexponierte Hangbereiche und lichte Laubwälder. Da Amphibien eine wichtige Nahrungsquelle darstellen, gehören Fließ- oder Stillgewässer oder neuerdings auch Gartenteiche zur Lebensraumausstattung.

Bis zum 05.08.2013 wurden überwiegend kleine (junge) Individuen nachgewiesen. Erst durch ein Verkehrsopfer wurde deutlich, dass die kleine lippische Population auch ausgewachsene Ringelnattern umfasst. Das frischtote Tier war stolze 109 cm lang. Nach der Flankenzeichnung handelt es sich um eine Mischform zwischen der westlichen Unterart der Barren-Ringelnatter (Natrix natrix helvetica) und der östlichen Nominatform (Natrix natrix natrix).

 

Citizen science - Bürgerwissenschaft am Beispiel der Ringelnatter

Da die absolut harmlose Ringelnatter Siedlungsbereiche nicht meidet und hier von Gartenbesitzern und Passanten eher bemerkt wird, sind Hinweise aus der Bevölkerung für die Erfassung der Art enorm wichtig. Begegnungen mit Schlangen sind etwas so Besonderes geworden, dass jede Beobachtung im Gedächtnis bleibt und oft auch Gesprächsstoff in der Nachbarschaft wird. Sofern dies nicht direkt an uns gemeldet wird, sind wir dann oft auf gut vernetzte Bürger, wie DietherTiemann aus Lügde angewiesen, die solche Beobachtungen weiterleiten.

Dank der Meldungen aus der Bürgerschaft hat sich unsere Kenntnis zur Verbreitung der Ringelnatter seit 2010 stark verbessert. Das Verbreitungsbild zeigt aber auch die Grenzen der Methode auf. Die scheinbare Bevorzugung des Siedlungsbereiches durch die Ringelnatter ist durch die Verteilung der Beobachter bedingt. Im Siedlungsbereich wird die Art einfach besser entdeckt.

Wie gefährdet die Ringelnatter im Siedlungsbereich ist, zeigen die Meldungen von überfahrenen Schlangen. Selbst ausgewachsene Schlangen mit einer Körperlänge von bis zu 1,8 m, die zum Aufheizen auf dem Straßenasphalt liegen, können oft nicht rechtzeitig flüchten und werden überfahren. Für junge Schlangen (ca 20 cm) scheinen schon Bordsteine eine unüberwindbare Hürde darzustellen.Das Leben in der Stadt ist zumindest für Ringelnattern nicht einfach. Aus dem übrigen Kreisgebiet liegen aktuell keine Ringelnatter-Meldungen vor.

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