Was sucht die Hornisse im Flieder ?
Es mögen einige Dutzend Hornissen gewesen sein, die Frau Ridderbusch in Glashütte im Garten einer Nachbarin in einem Fliederstrauch entdeckte. Reger Flugverkehr dieses stattlichen Insektes war zu verzeichnen. Doch was suchen diese großen Wespen im Flieder, wo doch Fallobst in großen Mengen als Nahrungsquelle zur Verfügung steht?
Wespen decken ihren Bedarf an Kohlenhydrat gerne an zuckerhaltigen Speisen, die wir ihnen - meist unfreiwillig - in Form von Kuchen und Gebäck zur Verfügung stellen. Dadurch können sie lästig werden. Unsere größte Wespe, die Hornisse, ist jedoch überwiegend an saftigem Obst, oft Fallobst, zu finden, wo sie sich sehr gut beobachten lässt. Doch abseits vom Nahrungsparadies Obstwiese kommt es besonders im Spätsommer auch zu Hornissenansammlungen in Sträuchern, vor allem im Flieder, aber auch an Birken und Eschen. Hier finden diese großen Insekten keinen Fruchtzucker. Das geraspelte Material dient in diesem Fall auch nicht dem Nestbau.
Bei genauerem Hinschauen wird man feststellen, dass die Hornissen mit ihren kräftigen Kiefern die dünne Rinde abschaben und so Saftleitbahnen des Strauches freilegen, wo sie austretende Tröpfchen auflecken. Da dieses Verhalten auch zu beobachten ist, wenn reichlich Obst zur Verfügung steht, kann vermutet werden, dass die Pflanzensäfte Inhaltsstoffe besitzen, die das Obst nicht oder nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stellt. An diesen Saftleckstellen treten auch andere Insektenarten als Folgenutzer auf, besonders Fliegen. Diese wiederum werden gerne von den Hornissen überwältigt und verzehrt, womit sich nunmehr eine Eiweißquelle auftut, die für die Aufzucht der Larven notwendig ist. Dies lässt sich gut und gefahrlos beobachten. Weit entfernt vom Hornissennest sind diese Insekten in keiner Weise angriffslustig.
Die von der großen, friedlichen Wespenart verursachten Beißspuren schädigen den Flieder nicht. Die Flugzeit der Hornissen endet wenige Wochen nach den Gehölzbesuchen, und alsbald werden die Bissspuren durch Überwallung geheilt, sodass der Strauch im Folgejahr wieder seine volle Blütenpracht zeigen wird.