Botanische Überraschung

Im Frühjahr 2023 hat Herr M. Schulte eine botanisch interessante Entdeckung am Vierenberg in Bad Salzuflen gemacht. Am Rande einer Douglasienschonung sind ihm zwei Ginsterbüsche aufgefallen die "anders" aussahen und deren Besonderheit erst im Nachhinein deutlich geworden ist. Bei den beiden Büschen handelt es sich um Stechginster (Ulex europaeus), einer in wintermilden Klimazonen weit verbreiteten Art, die aufgrund von Frostempfindlichkeit bei uns nur selten zu finden ist. 

Im Kreis Lippe waren bis dahin keine aktuelle "wilden" Vorkommen bekannt. Zwar kommt die Art sehr selten auch in Lippe vor, allerdings handelt es sich bei diesen Vorkommen um verwilderte Gartenpflanzen die absichtlich, oder unabsichtlich zusammen mit Gartenabfällen in der Natur gelandet sind!  

Erst durch eine Veröffentlichung von Eckhard Möller, der in den Lippischen Mitteilungen über das Herbarium des Herforder Chemikers Dr. Wilhelm Normann berichetet, kam dem Fund des Stechginsters am Vierenberg eine besondere Bedeutung zu. Die Notizen aus dem Herbarium wirken wie eine Zeitreise in eine längst vergangene Zeit, als es um die Sandstein-Steinbrüche am Vierenberg zu Beginn des 20. Jahrhundert noch ausgedehnte Zwergstrauchheiden und Magerrasen mit vielen, mitlerweile bei uns ausgestorbenen Pflanzen, gegeben hat. Vor über 100 Jahren sei der Stechginster, damals noch als „Teufelsdorn“ bezeichnet, „massenhaft“ am Vierenberg vorgekommen. Der Letzte Nachweis stammt von einem einzelnen Exemplar das 1960 noch Ende Dezember geblüht hat. Bereits 1968 sei der Bestand am Vierenberg erloschen und von jungen Fichten verdrängt gewesen. 

Nun, mehr als ein halbes Jahrhundert später, wurde die Art wieder entdeckt! Die Samen des Stechginsters sind sehr langlebig und können viele Jahrzehnte im Boden überdauern. Durch das Fichtensterben in den letzten Jahren und die Bodenbearbeitung mit großen Forstmaschinen ist nach Jahrzehnten das erste mal wieder Licht auf den Waldboden gefallen und hat das dort lagernde Samenpotential geweckt. 

Die beiden Stechginster sind Relikte einer vergangenen Zeit und stehen stellvertretend für viele spezialisierte und seltene Pflanzen die mit dem Wandel in unserer Kulturlandschaft verschwunden sind. Aus naturschutzfachlicher Sicht besonders wertvolle Lebensräume sind an vielen Stellen zugewachsen und teilweise aufgeforstet worden.

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