Erstnachweis des Schwarzblauen Ölkäfers im Kreis Lippe

Das Hauptverbreitungsgebiet des Schwarzblauen Ölkäfers (Meloe proscarabaeus) liegt in wärmegetönten Landschaften im Nordosten Deutschlands und im Rhein-Main-Raum. Auch an den Küstenlinien ist er ein vertrauter Anblick. In den letzten Jahren wird er lokal auch in den östlichen Teilen von NRW gefunden. 

Bereits 2023 berichtete die Landschaftsstation Höxter über vermehrte Nachweise. Da auch das angrenzende Hessen besiedelt ist, liegt ein Zusammenhang mit der dortigen Population nahe. Im selben Jahr sorgte die zeitweilige Sperrung eines Kindergarten-Außengeländes bei Steinheim nach Funden der Art für ein landesweites Presse-Echo.

Nun hat der auffällige Käfer auch den Kreis Lippe erreicht. Der Erstnachweis (so weit wir aktuell wissen) erfolgte aber nicht an den Grenzen des Kreisgebietes sondern Mitten im Zentrum bei Lemgo. Hier entdeckte Fabian Fester Mitte März auf einem eng umgrenzten Areal nordöstlich der Stadt zufällig gleich 19 Käfer.

Maiwurm im März

Seinen volkstümlichen Namen verdankt der Käfer dem wurmförmigen Aussehen des nicht von Flügeln bedeckten Hinterleibes und natürlich dem jahreszeitlichen Auftreten. Wie bei den in diesem Jahr bereits Anfang März in Bielefeld beobachteten ersten Maikäfern, weist auch die frühe Beobachtung des Schwarzblauen Ölkäfers auf das immer zeitigere Erscheinen verschiedener Pflanzen und Tiere hin. Da der Ölkäfer zu erfolgreichen Fortpflanzung zwingend auf die Synchronisierung mit bestimmten Wildbienenarten angewiesen ist, kann er nur überleben, wenn auch diese Arten früher erscheinen und ausreichend Nahrung (Nektar, Pollen) vorfinden.

Warum einfach, wenn…. 

Die Weibchen des Schwarzblauen Ölkäfers legen ihre Eier im Boden in etwa 3-5 cm Tiefe ab. Nach dem Schlupf klettern die Larven auf Blüten und warten dort auf Wildbienen, an denen sie sich festklammern und sich so in deren Nester eintragen lassen. Dort frisst die Larve das bereits abgelegte Ei des Wirtes und häutet sich zur Sekundärlarve, die anschließend den von der Wildbiene eingetragenen Pollenvorrat auffrisst. Das letzte Larvenstadium verlässt die Nestkammer und verpuppt sich im Erdboden. Die fertigen Käfer schlüpfen dann von März bis Mai. 

Diese Entwicklung kann aber nur erfolgreich verlaufen, wenn die in der Blüte wartende Larve sich an der richtigen Wildbiene, also idealerweise einer im Erdboden ablegenden Solitär-Bienenart festklammert. Wählt sie den falschen Wirt, stirbt sie. Um dieses Risiko auszugleichen produziert ein einzelnes Weibchen 5-6 Mal im Abstand von 1-2 Wochen insgesamt 3000-9500 Eier. Diese gigantische Ei- und Larvenzahl bietet die Gewähr, dass bei hunderten von Fehlversuchen eine “glückliche” Larve zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Wirt erwischt.

 

Ausbreitungsmechanismus

Das etwas diffuse Verbreitungsbild des Käfers wird im wesentlichen durch das Vorkommen von grabefähigen Böden bestimmt, in denen die Wirte des Schwarzblauen Käfers ihre Nestkammern anlegen. Das sind in der Regel sandige oder gelockerte Böden, wie sie im Umfeld von Sandgruben, Spielplätzen, trittbelasteten Parkflächen und auf Friedhöfen vorkommen. Möglicherweise spielt auch die Verfrachtung von Eiern mit transportierten Sanden und Erden hier eine entscheidende Rolle.

Vorsicht Ölkäfer!!!

Bei Beunruhigung treten aus Poren an den Kniegelenken der Käfer ölige Cantharidin haltige Tröpfchen aus. Dies ist ein für Warmblüter hochwirksames Gift. Rein theoretisch enthält bereits ein Käfer eine für den Menschen tödliche Dosis. Adressat ist aber nicht der Mensch. Abgewehrt werden sollen in erster Linie Ameisen und Laufkäfer. Gleichwohl sollte man Ölkäfer nicht anfassen! Auf die Idee einen Ölkäfer zu verspeisen wird wohl kaum jemand kommen. Aber achtlos auf Schleimhäuten (Mund, Lippen, Augen) verteiltes Gift sollte vermieden werden.

In den tradierten Vorkommensgebieten ist der Ölkäfer eine bekannte Erscheinung. Wir müssen uns eventuell noch etwas an ihn gewöhnen - aber von ihm geht keine Bedrohung aus!

Schutzmaßnahmen, wie eine zeitweilige Sperrung von eventuell besiedelten sandigen Rohböden auf dem Außengelände von Kindergärten, reichen aus und entsprechen Vorsichtsmaßnahmen, wie sie auch bei Giftpflanzen und -pilzen Anwendung finden.

 

 

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